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Energienebenkosten

EEG-Umlage 2021 steigt voraussichtlich trotz BEHG-Zuschuss.

20. Apr. 2020

Die im Zuge der Corona-Krise sinkenden Stromverbräuche und Großhandelspreise werden den Strompreis für Unternehmen im nächsten Jahr voraussichtlich weiter steigen lassen. Die Mechanik der Ökostromförderung kann nach enplify-Analysen zu einem Anstieg der EEG-Umlage von aktuell 67,65 €/MWh um 22% auf bis zu 82,50 €/MWh im nächsten Jahr führen – trotz der angekündigten Kompensation aus dem Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG). Die von der Bundesregierung angestrebte Senkung der EEG-Umlage als Kompensation für die neue CO2-Bepreisung käme bei den Unternehmen nicht an. Im aus Unternehmenssicht besten Fall bliebe die EEG-Umlage 2021 konstant.

Die Studie kann hier abgerufen werden.

Milliardenschweres Defizit auf dem EEG-Konto zum Jahreswechsel 2020/21.

Bei der Diskussion um mögliche Konjunkturpakete zur Überwindung der Corona-Krise wird auch eine Strompreisreduzierung debattiert – über das Maß hinaus, das als Kompensation für die Einführung eines nationalen CO2-Preises vorgesehen ist. Der aktuelle Trend auf dem EEG-Konto, das mit 1,9 Mrd. € per März 2020 einen bedenklich niedrigen Wert aufweist, zeigt jedoch in eine andere Richtung. Dafür verantwortlich ist der geringere Strompreis am Spotmarkt, der – wesentlich durch die Corona-Krise bedingt – seit Jahresbeginn bei durchschnittlich 25,27 €/MWh und in der ersten Aprilhälfte sogar nur bei 17,34 €/MWh für das Base-Produkt lag. Eine entlastende Wirkung werden die aktuell eher niedrigen Strompreise erst ab 2022 entfalten, da Unternehmen Strom häufig weit im Voraus beschaffen.

Nach enplify-Berechnungen wird sich der Negativtrend auf dem EEG-Konto fortsetzen. Hintergrund ist die Kalkulationssystematik der EEG-Umlage, die den Stromverbrauch und -preis in Deutschland als wesentliche Faktoren heranzieht. Die Corona-Krise führt voraussichtlich dazu, dass beide Größen von der Planung abweichen. Unter der Annahme eines Rückgangs des Letztverbrauches zwischen 5% und 20% und eines durchschnittlichen Börsenpreises zwischen 20% und 30% unterhalb der Kalkulationen der Übertragungsnetzbetreiber sind nach unseren Berechnungen exzeptionell hohe Defizite auf dem EEG-Konto in einem Korridor zwischen 3,3 und 7,8 Mrd. € zum Jahresende 2020 möglich.

Ohne BEHG-Zuschuss droht 2021 eine EEG-Umlage von bis zu 97,50 €/MWh.

Sollte die Einführung der CO2-Bepreisung krisenbedingt verschoben werden, droht ohne den BEHG-Zuschuss ein Anstieg der EEG-Umlage für 2021 in einen Preiskorridor von 82,50-97,50 €/MWh – das entspräche einer Steigerung im Maximum um 44% gegenüber 2020.

Die Industrieunternehmen, die die Besondere Ausgleichsregelung zur Reduzierung der EEG-Umlage in Anspruch nehmen, zählen indes zu den großen Verlierern des angedachten Kompensationsmechanismus: Sie gehen bei einer Senkung der EEG-Umlage nahezu leer aus. Gleichwohl sind sie häufig nicht nur stromkostenintensiv, sondern auch „erdgaskostenintensiv“ und damit von den Zusatzbelastungen aus der nEHS-Einführung stark betroffen.

Insgesamt müssen Unternehmen 2021 mit weiteren Stromkostenerhöhungen rechnen. Denn die Simulation zur EEG-Umlage ist grundsätzlich auch auf die KWK- und Offshore-Netzumlage übertragbar, so dass diese beiden Positionen nächstes Jahr ebenfalls deutlich steigen könnten. Hinzu kommen voraussichtlich um 10% bis 15 % steigende Netzentgelte. Als praktisch einziger Stellhebel zur Kompensation dieses Anstiegs verbleibt die Optimierung der Energiebeschaffung.

Becher: „Bundesregierung in der Bredouille“.

„Die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Entwicklung der EEG-Umlage bringen die Bundesregierung in die Bredouille. Steigende Strompreise sind in Krisenzeiten besonders schädlich und stehen in auffälligem Kontrast zu den politischen Forderungen nach Strompreissenkungen“, kommentiert Dennis Becher, Vorstandsvorsitzender der enplify eG, die Ergebnisse der Kurzanalyse. „Hält die Bundesregierung an der Einführung des nationalen Emissionshandelssystems zum 1. Januar 2021 fest, werden weitere Zuschüsse in Milliardenhöhe erforderlich sein, um die EEG-Umlage überhaupt auf dem aktuellen Niveau zu halten. Weitere Mittel wären erforderlich, um eine Senkung der EEG-Umlage zu erzielen und damit die Mehrbelastungen aus dem nEHS zu kompensieren – was in Krisenzeiten dringend geboten ist. Verschiebt die Bundesregierung die Einführung der nationalen CO2-Bepreisung, steigt die EEG-Umlage wegen der fehlenden Zuschüsse sogar auf knapp 100,00 €/MWh. Milliardenschwere Zuschüsse wären auch hier erforderlich, um die EEG-Umlage 2021 überhaupt zu stabilisieren. Zusätzliche Mittel müssten freigegeben werden, um die EEG-Umlage zu reduzieren.“ In beiden Varianten werden Milliarden-Zuschüsse der Bundesregierung zur Stabilisierung bzw. Senkung der EEG-Umlage 2021 erforderlich sein.

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