Sofern ein Unternehmen über die notwendige Infrastruktur verfügt (Personalkapazitäten, Zugangsberechtigungen, Softwarelösungen), kann der Handel direkt über die Energiebörsen erfolgen. Eine solche Infrastruktur lohnt sich jedoch eher für Unternehmen mit einem sehr hohen Energiebedarf (~ > 1 TWh/Jahr). Im unternehmerischen Kontext ist das jedoch eher eine Ausnahme, für den Großteil der Unternehmen lohnt sich die Installation der notwendigen Strukturen im Vergleich mit den benötigten Strom- und Erdgasmengen nicht. Sie nutzen die bei den Lieferanten vorhandenen Strukturen und decken Ihren Energiebedarf über sie (OTC-Handel = Over the Counter) und nicht direkt an den Energiebörsen ein.
Börsenpreise sind schwer prognostizierbar.
Die Preisbildung an der Börse hängt dabei – je nach Commodity – von einer Vielzahl von Einflussfaktoren ab, deren Gewichtungen situativ von der Einschätzung der Marktteilnehmer abhängt. Egal ob Strom oder Erdgas, die Preisbildung für beide Commodities wird von folgenden Grundsatzproblematiken beeinflusst:
- Die Preise für Energie sind schwer prognostizierbar, da sie von komplexen und alternierenden Einflussfaktoren bestimmt werden.
- Die Märkte zeichnen sich durch eine zunehmende Schnelllebigkeit und Volatilität aus.
- Die Nachfrage nach beiden Medien ist i.d.R. unelastisch, da beide Einsatzmedien meistens nur schwer oder gar nicht substituiert werden können.
- Die Liquidität am Markt ist für bestimmte Produkte nicht immer ausreichend.
- Marktpreisentwicklungen sind nicht immer rationell nachvollziehbar.
- Plötzliche Preissprünge haben ein hohes Risikopotential.
Eine fundierte Prognose des zukünftigen Energiebedarfs sowie die kontinuierliche Marktbeobachtung sind daher essenziell, um Preistrends frühzeitig zu erkennen, Planungssicherheit zu schaffen und die Einkaufsstrategie optimal an die Marktentwicklung anzupassen.
Die preisbestimmenden Faktoren bei Strom und Erdgas überschneiden sich zwar an der einen oder anderen Stelle, sind jedoch nicht ganz identisch. Nachfolgend eine Auswahl:
Preisbeeinflussende Faktoren
|
Erdgas |
Strom |
(Langfristiger) Terminmarkt
|
- Fuel-Switch (Öl, Kohle etc.)
- LNG-Angebot (Verträge, Kosten, Anlandung)
- CO₂-Zertifikate
- Erneuerbare Energien
- Kraftwerkszubauten/-stilllegungen
- Erdgasspeicher-Füllstände
|
- Konjunktur
- Brennstoff- & CO₂-Preise
- Merit-Order-Prinzip
- Zubau Erzeugungsanlagen
|
(Kurzfristiger) Spotmarkt
|
- Witterung
- Importsaldo
- Pipeline-Wartung
- Erdgasspeicher-Füllstände
- LNG-Lieferungen (kurzfristig)
- Situation Nachbarländer
|
- Witterung (Temp., Wind, Sonne)
- Wasserstand (Niederschlag, Schmelze)
- Kraftwerks- & Netzverfügbarkeit
- Angebot/Nachfrage (Werktage, Streiks)
|
Neben den genannten commodity-spezifischen gibt es auch übergreifende Faktoren, deren Intensität und Einfluss auf die Energiepreisbildung immer situativ zu betrachten ist. Dazu gehören unter anderem konjunkturelle Aussichten (Ableitung von potenzieller Nachfrage) und geopolitische Themen, wie beispielsweise Konfliktherde im Nahen Osten und in der Ukraine. Diese Faktoren sind nicht eindeutig greifbar und die Frage nach deren Einfluss auf den Strom- und Erdgaspreis hängt stark davon ab, welchen Wert die Marktteilnehmer ihnen zuschreiben.
Strategischer Energieeinkauf: Risiken erkennen, Chancen realisieren.
Unternehmen mit einem Jahresverbrauch ab ca. 1 Mio kWh können von besonderen Möglichkeiten der Energiebeschaffung profitieren. Als Großabnehmer haben Sie Zugang zu individuellen Vertragsmodellen und können direkt an den Energiegroßhandelsplätzen agieren.
Mit dem Wissen, dass Energiepreise schwer prognostiziert werden können, kann der Energieeinkauf schnell zur Herausforderung für Unternehmen werden. Eine Abwägung und Einordnung der marktpreisbedingten Chancen und Risiken in den unternehmerischen Gesamtkontext ist existenziell wichtig und sollten die Basis für die Entwicklung einer Energiebeschaffungsstrategie bilden. Planbarkeit, Versorgungssicherheit, Wettbewerbsfähigkeit und Budgetsicherheit bilden dabei meist die wichtigsten Ziele beim Energieeinkauf. Marktchancen sollen genutzt und gleichzeitig Flexibilität beibehalten werden. Die Rahmenbedingungen für die unternehmensindividuelle Energiebeschaffungsstrategie liefern unter anderem die Bereiche Unternehmensplanung, Risikomanagement, Nachhaltigkeit und Produktionsplanung.
Dabei ist von hoher Bedeutung, die gewählte Energiebeschaffungsstrategie einer fortlaufenden Validierung zu unterziehen und diese bei Bedarf an veränderte Marktbedingungen sowie an die jeweiligen Ziele der Energiebeschaffung anzupassen.
Mit strukturierter Beschaffung Preisvorteile nutzen.
Gerade energieintensive Unternehmen spüren die Auswirkungen schwankender Energiepreise deutlich, aber auch für kleinere Betreibe des produzierenden Gewerbes sind die Auswirkungen nicht zu verachten. Eine strukturierte Energiebeschaffung ermöglicht es Unternehmen, Risiken zu streuen und flexibel auf Marktchancen zu reagieren. Die Wahl des passenden Beschaffungsmodells und einer geeigneten Energieeinkaufs-Strategie ist entscheidend, um Kosten zu optimieren und Vorteile gezielt zu nutzen. Durch gezielte Einkaufsstrategien können Preisvorteile beim Energieeinkauf genutzt und Kostenschwankungen minimiert werden.

enplify bietet intelligente Lösungen zur Energiebeschaffung, die effektiv, effizient und einfach sind. So stellen wir sicher, dass Unternehmen die Kontrolle über ihre Energiekosten behalten und nachhaltig profitieren.